Waltraud Langer
Licht der Welt
Vor gefühlten hundert Jahren, eigentlich sind es aber genau achtundfünfzig, wuchs ich als das jüngste von drei Mädchen in einem Dorf am Rande der Schwäbischen Alb auf. Der eigene Horizont endete damals für gewöhnlich am Ortsrand. Im Nachhinein betrachtet, war mein damaliges Leben gar nicht so langweilig, wie ich es zum Beispiel als Sechzehnjährige empfand. Ich schrieb seitenweise melancholische Texte und war stundenlang damit beschäftigt, düstere Bilder zu malen.
Die Erziehung meiner Eltern empfand ich als patriarchalisch, wobei immer mit der Option versehen, nur das Beste für uns Kinder zu wollen. Und je mehr mich die Eltern zur Vorsicht mahnten, je häufiger etwas verboten wurde, desto mehr rebellierte ich. Natürlich nicht in großen Taten, sondern in kleinen Dingen, wie beispielsweise meine Haare rot zu färben und heimlich ein Pferd zu kaufen.
Ernst des Lebens
Der Wunsch, eine Ausbildung in einer Werbeagentur zu beginnen, endete mit den Worten meines Vaters ‚lern doch was G’scheits‘. Also absolvierte ich eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin, andere Optionen ausgeschlossen. Anschließend folgten 25 Jahre Fabrikarbeit, monotone Tage, angepasst, unauffällig, gewöhnlich – im Inneren immer in die Ferne starrend – wo ist das Leben???
Zuhause angekommen
Endlich (fast) erwachsen, trat im Rahmen einer glücklichen Fügung ein Mann, mein Herzensmann, in mein Leben. Familiengründung, acht Hufe und vier Pfoten bereicherten unser Dasein. Nest gebaut, Bauernhof auf der Schwäbischen Alb gekauft und liebevoll renoviert.
Endlich Freiheit! Der klassische und traditionelle Lebenslauf, den sich meine Eltern für mich erhofft hatten, fand nicht statt.
Mein Mann Stephan ermutigte mich, immer wieder meiner inneren Ereignislosigkeit ein Ende zu setzen. ‚Mach doch einfach‘ und … ich habe gemacht. Was ein Glück!!!
Leidenschaft (neu entdeckt)
Sie nahm mich ein, die Neugierde auf besondere Menschen. Unter dem Motto, unvernünftig Gegensätzliches zu kreieren.
Geistesblitze und Eingebungen: Das könnte etwas werden … oder auch nicht? Super … oder doch nicht? Mega Idee … oder einfach nur doof? Machen, einfach machen, wurde zu meiner Devise. Meistens kommt sowieso etwas anderes dabei raus.
Futter für Ideen gibt es immer und überall, man muss nur offen sein. Wenn Shootings das Zeug dazu haben, zu Projekten zu werden, finden die Bilder ihren Weg in diverse Ausstellungen.
Bildergeschichten
Ausdruck erzeugt Eindrücke.
In meinen Projekten zeige ich Menschen, Tiere und Inszenierungen aus besonderen Blickwinkeln, und möchte durch die Kameralinse witzige, groteske oder nachdenkliche Geschichten erzählen. Es entstehen unvergleichliche und eigenwillige Bilder, welche die Absurditäten der Realität beleuchten.
Oft sind es skurrile Bilder, die immer auch ein wenig meine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Von Melancholie bis hemdsärmelig humorvoll – die Frau hinter der Kamera hat mindestens so viele Gesichter wie ihre Models.
Grundsätzlich mag ich am liebsten Menschen mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen, weil all dies zum Menschsein gehört. Dazu eine gehörige Prise Kreativität, Verspieltheit und Verrücktheit. Fertig ist eine Bildersprache, die es in den meisten Fällen vermag, den Betrachter in ihren Bann zu ziehen.
Models haben sich bislang im Bekannten- und Freundeskreis gefunden, doch, wenn es spezielle Typen sein sollen, wie zum Beispiel Menschen mit roten Haaren, freue ich mich über jede schicksalshaft-glückliche Begegnung.
Ausstellungen
Rotes Haar – ganz wunderbar
geplant
Tischgeflüster
geplant
Ich.Einzigartig
BruderhausDiakonie Buttenhausen von Juni bis September 2022
Dank
Am Schluss möchte ich mich herzlich bei dem versierten Fotografen Werner Kumbier bedanken, der mich seit nunmehr drei Jahren geduldig in Kameratechnik und Fotografie unterrichtet und zum guten Freund geworden ist.